Ganz selbstverständlich nutzen wir heute unsere mobilen technischen Geräte, die den wirklichen Raum mit zusätzlichen Informationen oder Kreationen bereichern. Doch wem gehört der virtuelle öffentliche Raum? Wer darf ihn gestalten? Wie bewegen wir uns in mehreren, sich überlagernden und sich ergänzenden Realitäten?
Zum CYNETART Festival vom 15.11. bis 21.11.2012 fand die „AR Pop Up City“ statt. Die Dresdner Innenstadt wurde dafür um eine virtuelle Schicht aus künstlerischen, gleichzeitig spielerischen sowie kritischen als auch informativen Projekten erweitert.
Wir suchten zunächst nach geeigneten Orten, wie Einfahrten und Hauswände, welche spezifische Hell-Dunkel-Kontraste aufwiesen. Wir fotografierten die Szene aus der Perspektive, aus der dann später die animierten Grafiken zu sehen sein würde. Diese Fotografien sind quasi Referenzbilder, deren Helligkeitsunterschiede maßgeblich für die Software waren und auch von der Seite bis zu einem Winkel von 45° erkannt wurden. Farbliche Unterschiede wurden von der Software ignoriert. Das Referenzbild muss mindestens zu einem Viertel das Kamerabild ausfüllen, um erkannt zu werden. Sobald die App durch die Kamera des Smartphones erkennt, wird der Videoclip abgespielt.
Virtual Stories sind surreale Episoden zwischen Cityklo und Garageneinfahrt, erlebt durch das Display. Animierte kuriose Geschichten, die aus dem Alltag entrückt sind, wurden in der erweiterten Realität erst sichtbar und wollen den Blinden die Seele der Neustadt anvertrauen. Die Narration war an die spezifischen Orte angepasst und problematisch wurde es mit dieser Art der Verknüpfung zwischen physischer und „virtueller“ Umgebung, wenn plötzlich ein neues Graffiti die Hauswand schmückte und dadurch das Referenzbild nun ein anderes war als in der App hinterlegt. Das konnte sich ständig über Nacht in der Dresdner Neustadt ändern.
Mitwirkende: Die CYNETART Pop-up City Dresden war ein Kooperationsprojekt mit den Studierenden aus den Fachbereichen Mediengestaltung und Informatik der TU Dresden. Ich arbeitete mit dem Musiker Jo Carius, dem Grafiker Robert Richter und dem Informatiker Philipp Gaschler zusammen, um an unterschiedlichen Ansätzen zur grenzüberschreitenden Nutzung der Augmented Reality-Technologie zu forschen.
Verwendete Werkzeuge: Adobe After Effects, eigens entwickelte App, Smartphones oder Tablet PCs
Gefördert durch die Landeshauptstadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz
Presse: Martin Dunkelmann, ARTE Geeks vom 19.08.2012 über das Projekt „Virtual Stories“